Nachdem ich schon das eine oder andere vorkonfektionierte Glasfaserkabel verlegt habe (siehe mein Artikel zu vorkonfektionierten Glasfaserkabeln), biete ich inzwischen auch das Fusionsspleissen von Glasfasern an.
Dieses Verfahren verwendet man um zwei Glasfasern dämpfungsarm miteinander zu verbinden. In aller Kürze werden dabei die Glasfasern durch einen elektrischen Lichtbogen geschmolzen und mit hochpräzisen Stellmotoren zusammengefahren. Ich selbst verwende dieses Verfahren hauptsächlich um Glasfaser-Rohkabel ohne Stecker mit Steckern zu versehen. Hierfür verwende ich sogenannte Pigtail-Kabel: Kurze Glasfaserkabel, die an einer Seite einen fabrikkonfektionierten Stecker haben und an der anderen Seite offen sind. Die offene Seite dieser Pigtail-Kabel wird durch das Fusionsspleissen mit dem offenen Ende einer Faser im Rohkabel verbunden.
Wann muss man spleissen?
Da es inzwischen auch vorkonfektionierte Glasfaserkabel in abgestuften Längen gibt, stellt sich die Frage, wann überhaupt gespleisst werden muss. Das Spleissverfahren ist aufwendig und in der Regel teurer als die Verwendung von vorkonfektionierten Kabeln. In den folgenden Fällen kommt man aber kaum darum herum:
- Kleine Durchmesser bei Wanddurchbrüchen und Leerrohren: Vorkonfektionierte Kabel sind am Steckerende relativ dick (ab 20mm) und passen nicht überall durch. Wenn ein Kabel durch kleine Wanddurchbrüche muss, geht das nur mit einem Rohkabel, an das man nach dem Einziehen einen Stecker spleisst. Auch bei den im Gebäudeinneren üblichen Leerrohrdurchmessern von 20mm oder sogar nur 16mm kann das Einziehen von Rohkabeln und damit das Spleissen nötig werden.
- Vermeiden von Wartezeiten/großen Überlängen: Auch bei mehreren Lieferanten ist es immer ein gewisses Glücksspiel, vorkonfektionierte Kabel in genau der richtigen Länge zu bekommen. Dann muss man entweder warten oder ein viel zu langes Kabel verwenden. Rohkabel sind dagegen immer lieferbar und können sofort verbaut werden. Wenn nur besonders große Überlängen verfügbar sind, kann sich das Spleissen auch preislich lohnen.
- Lange Kabelstrecken: fertig konfektionierte Kabel sind meistens nur bis 200m Länge verfügbar.
- Reparaturen an fest verlegten Kabeln: Wird ein Glasfaserkabel, insbesondere ein direkt erdverlegtes, entlang der Trasse beschädigt, kann man durch das beidseitige Anspleissen eines Zwischenstücks die Glasfaserstrecke wieder reparieren. Auf diese Weise spart man sich vor allem bei längeren Glasfaserstrecken die zum Komplettaustausch benötigten Tiefbauarbeiten.

Abb. 1 Mehrere einzelne Glasfasern (Klicken zum Vergrößern).
Glasfasern: Bereit zum Spleissen.
Den geringsten Anteil an der Querschnittsfläche eines Glasfaserkabels machen die eigentlichen Glasfasern aus. In Abbildung 1 sieht man die Glasfasern des Rohkabels im fast spleissfertigen Zustand. Die Glasfasern wurden vor Entfernen der farbigen Beschichtung fotografiert. Mit dieser Beschichtung hat eine Glasfaser einen Durchmesser von 250 Mikrometern. Nach Entfernen dieser Beschichtung erreicht sie die spleissfertige Dicke von 125 Mikrometern - das entspricht in etwa der Dicke eines menschlichen Haars. Das Kabel, das diese Fasern enthält, hat dagegen einen Durchmesser von 11mm und besteht aus verschiedenen Schichten, die diese empfindlichen Fasern vor verschiedenen Umwelteinflüssen schützen.

Abb. 2 Brechen der Glasfaser mit dem Cleaver.
Das sind unter anderem PVC-Mantel und Glasgewebe aussen, verschiedene Verseilelemente für die Zugstabilität, ein Kernstab, der nur einen beschränkten Biegeradius erlaubt und schliesslich die gelgefüllten Bündeladern, kleine Plastikröhrchen, die die Glasfasern enthalten. Das Auspacken all dieser Schichten ist eine Wissenschaft für sich, die ich im Artikel im Interesse der Kürze ausgelassen habe.
Brechen der Glasfaser
Hat man die Glasfasern ausgepackt und auf eine spleissfertige Dicke abgesetzt, müssen sie gebrochen werden. Dieser Vorgang dient dem Herstellen einer geraden Stirnfläche an den zu verspleissenden Faserenden. Damit überhaupt gespleisst werden kann, müssen die Stirnflächen rechtwinklig zur Längsachse der Faser verlaufen und dürfen keine größeren Unregelmäßigkeiten aufweisen. Um so eine saubere Fläche zu erhalten, verfährt man ähnlich wie beim

Abb. 3 Einlegen einer Glasfaser in das Spleissgerät (als feiner schwarzer Strich auf der linken Seite zu erkennen - Klicken zum Vergrößern).
Schneiden von Fensterglas und ritzt/bricht die Faser an der gewählten Stelle. Da sich dieser Vorgang im mikroskopisch kleinen Bereich abspielt, benutzt man dazu ein Spezialwerkzeug - den Cleaver (Abbildung 2). Der Cleaver fixiert die Faser, ritzt sie mit einem Schneidrad an und bricht sie an der geritzten Stelle ab.
Einlegen ins Spleissgerät
Die so erzeugte Stirnfläche ist äusserst empfindlich und sollte mit nichts - auch keinen weichen Oberflächen - in Berührung kommen. Entsprechend vorsichtig muss sie ins Spleissgerät eingelegt werden (Abbildung 3). Liegen beide Fasern im linken und rechten Faserhalter des Spleissgerätes, kann es passieren, dass man sich genau jetzt an den fehlenden Spleissschutz, ein mit einem Metallprofil versteiftes Schlumpfschlauch-Röhrchen, erinnert.

Abb. 4 Glasfaserenden unter der Mikroskopkamera des Spleissgerätes (Klicken zum Vergrößern).
Fädelt man diesen nach dem Brechen der Faser auf, muss man die Faser in der Regel noch einmal brechen: Das nachträglichen Einfädeln in den Spleissschutz ohne die Stirnfläche in Mitleidenschaft zu ziehen ist praktisch unmöglich.
Spleissvorgang
Hat man die Faserenden sauber gebrochen und den Spleisschutz rechtzeitig aufgefädelt, kann man das Spleissgerät schliessen und die Faserhalter zusammenfahren. Dabei sollten die Faserenden wie in Abbildung 4 aussehen: Gerade Stirnflächen ohne Ausbrüche oder Vorsprünge. Ab diesem Punkt übernimmt in der Regel das Spleissgerät. Es fährt die Fasern bis auf einen schmalen Spalt zusammen, richtet die Fasern für eine möglichst perfekte Überlappung der Faserkerne aus, zündet den

Abb. 5 In der Spleisskassette aufgefädelte Glasfasern (Klicken zum Vergrößern).
Lichtbogen und fährt die Fasern das letzte Stück zusammen. Anschliessend führt es eine leichte Zugprüfung (ca. 4-6 Newton) aus, um die Festigkeit der Spleissverbindung sicherzustellen. Nach bestandener Zugprüfung wird der - hoffentlich nicht vergessene - Spleisschutz über die Spleissstelle geschoben und im Schrumpfofen des Spleissgerätes fixiert.
Fasern aufräumen...
Zuletzt werden die zwei verspleissten Glasfasern in der Spleisskassette (Abbildung 5) aufgefädelt. Der Schrumpf-Spleissschutz über der gespleissten Stelle muss hierbei so zu liegen kommen, dass er in den Spleissschutzhalter (schwarzer Kamm im Bild) eingerastet werden kann. Dadurch wird die empfindliche Spleissverbindung sicher fixiert.

Abb. 6 Fertiger Glasfaser-Verteiler nach dem Spleissen eines Kabels mit 24 Fasern (Klicken zum Vergrößern).
...und anschliessen
Als letztes kommt der fabrikkonfektionierte Stecker der Pigtail-Ader zum Einsatz. Dieser wird in einen Glasfaser-Kupplung gesteckt, die am Spleissverteiler eingerastet ist. Dadurch wird auch bei häufigem An- und Abstecken im Verteiler nur die offene Seite der Kupplung belastet. Die Steckzyklen an dem - aufwendig angespleissten - Stecker der Pigtail-Ader halten sich hingegen in Grenzen. Er muss nur bewegt werden falls die Kupplung ausgetauscht werden muss. Ab diesem Zeitpunkt ist der Spleissverteiler einsatzbereit und kann sowohl zum Stecken von Patchverbindungen zwischen den im Verteiler terminierten Fasern als auch für externe Verbindungen zu Computern, Routern und Switches verwendet werden.
Aufwand und Kosten
Je nach Einbaulage ist der Aufwand für das Spleissen relativ hoch. Für das reine Spleissen (bereits eingezogenes Kabel, bereits wandmontierte Verteiler) kommen beim beidseitigen Spleissen von 4 Fasern (insgesamt also 8 Spleissverbindungen) in etwa 8 Stunden Arbeit zu meinem Stundensatz A (EUR 60/h netto) zusammen. Dazu kommen dann noch die Kosten von Spleissverteilern und Kleinteilen (Koppler, Kabelverschraubungen, Pigtails). Im Innenbereich ist es eventuell möglich, mit einseitig vorkonfektionierten Glasfaserkabeln aus dem FTTH-Bereich zu arbeiten. Diese bestehen aus einer vorkonfektionierten Wanddose und einem mit dieser bereits verspleissten, langen (10m bis 60m) Glasfaserkabel. Nach dem Einziehen des Kabels und Anschrauben der Dose muss nur noch das offene Ende verspleisst werden.
Leistungen
- Glasfaservernetzung zwischen Gebäuden bis 99m im erdverlegten Leerrohr. Größere Entfernungen nach Absprache.
- Spleissen von Singlemode- und Multimode-Fasern.
- Durchgangsprüfung mit rotem Laser (Visual Fault Locator), und einfache Dämpfungsmessung möglich. OTDR-Messungen derzeit nicht möglich.
- Keine Spleissarbeiten im Telekommunikations-/FTTH-Bereich. Ausnahme: Verkabelung im Gebäude um eine Glasfaserverbindung vom Hausanschluss zum Router zu ermöglichen.